Von Windstille bis Gewittersturm
Padedö mischt mit bei Lyø Rundt 2015
Einzigartig – Midsommer-Nacht erleben zur Lyø-Rundt mit Revanche 2015. Eine Nachtregatta, ein Inselbesuch und eine Mittelstrecke für die Chance zur Revanche machen diese sportliche
Segelveranstaltung zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Nach Überführung der padedö vom SVT über Orth, Bagenkop, Höruphav erreichen wir am Freitag, den 12. Juni 2015 den Flensburger Yacht Club in Fahrensodde. Hier richtet die Regattagemeinschaft
Fahrensodde jedes Jahr die Internationale Regatta Lyö Rundt aus und die Padedö mit der Crew Heiner Brandt, Detlev Brandenburg, Sebastian Zamzow, Henning von der Hagen und Ralf Giercke (alle SVT)
nehmen teil!
Dichtes Gedränge im Regatta-Büro. Ist der ORC-Messbrief gültig? Auslosung der Yachten, deren Sicherheitseinrichtungen nachgecheckt werden, vorzeigen der gültigen Rettungswesten, des Ankers, der
Seenotrettungs-Signale und, und, und …
Neben den deutschen Teilnehmern drücken sich auch Dänen, Schweden und sogar einige Niederländer ihre Nasen platt an dem Aushang zur Gruppeneinteilung. Wie so häufig reicht es nicht für eine ORC
III/IV Gruppe – so segeln wir mit den „Großen“. Auch unsere Kieler Woche Gewinner „Halbtrocken“ mit dem Aufblas-Flamingo im Heck bestaunt die padedö: „Aus Lübeck vom SVT hier in der Flensburger
Förde? Mensch, das hat's lange nicht gegeben!“
Die Regatta Bahn ist ausgelegt, keine Abkürzungen in der S-Kurve bei Holdnäs, eng an Kegnäs vorbei, Pöls-Rev ist zu umsegeln, im Lyö-Krog die Regatta-Tonnen steuerbord lassen und rein ins
Ziel-Tor vor Lyö Hafen.
Die Startlinie ist ausgelegt, 17 Yachten in unser Gruppe wuseln vor der Startlinie, gemeinsam mit einer XP 44 gelingt uns um 19:10 Uhr ein Sahne-Start, Wind Ost 2-3, die Genua zieht uns auf
der Kreuz. Die Förde verhält sich ähnlich wie die Trave, je näher wir zum Wald segeln, desto weniger Wind aus anderer Richtung. Nach dem ersten S- Bogen am Holdnäs wie mit dem Lineal
abgeschnitten: Windstille, alle Mann nach Lee, ein Hauch von 0,5kn treibt uns unendlich langsam Richtung Bockholm. Wir hätten auch hier starten können, das Feld ist wieder total zusammen
gefahren. Mit unglaublichen 1 kn Fahrt auf der Kreuz erreichen wir bei Sonnenuntergang die Regattatonne Bockholm. Die Dunkelheit fängt die Schiffe ein, kein Wind – treiben, treiben, schließlich
gegen 2:00Uhr morgens: das absolute NICHTS!
Die Hälfte der Crew rutscht in die Kojen, in der Plicht ist einfach totale Stille, plötzlich ein Prusten, Wassergesang, Schmatzen, neben uns zischt ein Ausblas hoch: Tümmler spielen mit
uns, zwei dann vier und mehr umkreisen das Boot! „Wenn die uns doch ziehen könnten? Ob das erlaubt ist?“
Langsam geht die Sonne auf. Immerhin segeln wir in der Nacht 4,5 sm. Unglaublich! Doch endlich macht sich der erste Windhauch auf, sodass wir wenigstens den Leuchtturm Kalkgrund umsegeln können.
Der erste Kaffee – lecker. Zeit Ziel ist 10:00Uhr und wir segeln mit 3 kn bei Kegnäs. Ob das noch zu schaffen ist? Wir brauchen mehr Wind!!
Gegen 9:00 Uhr erreichen wir endlich das Kap Pöls-Rev, der Wind brist bis auf 4 Bft auf. Die padedö saust Richtung Lyö, doch das wird nichts mehr mit dem Zeit Ziel. Mist, so gekämpft in der Nacht
mit der Windstille und dann so etwas!
Auf Lyö sind die Tische zum Frühstück gedeckt, frischer Kaffee, dänische Rundstücke und Pölser wecken die Lebensgeister. Schnell noch zum BRO, ein Hotdog verspeist, ein dänisches Lakritzeis als
Nachtisch und schon… los zum Start für die Revanche.
Die Wettervorhersage ist katastrophal: erst wieder Flaute, dann Gewitter mit einer Böen-Warnung von 10 Bft, Starkregen. Was tun? Erst die große Genua und dann wechseln auf die Fock? Immerhin
haben wir schon 3-4 Bft aus Ost. Lieber auf Nummer sicher, Fock hoch und ab nach Flensburg. Der Wind schralt um die Inseln der dänischen Südsee mit bis zu 50°Grad, mal Halbwind, mal Kreuz, dann
100°Grad querab!
Spi hoch und… an allen anderen vorbei, die kramen noch ihre Spi's raus, während wir schon vorbeizischeln. Kurz vor Pöls-Rev überholen wir die XP 44, die unter Land gerade einparkt. Läuft doch
super!
Die schwarze Wand zieht auf, die Wetterberichte werden immer furchtbarer, Schiff sturmsicher machen, alles festziehen, alle Schappen zu, Sturmfock parat. Wolkenfetzen rasen uns entgegen von West
nach Ost, wir segeln aber noch mit Ostwind. Erste Böen peitschen über die Förde, Reffs rein ins Groß, dann erwischt uns die Böen-Walze hinter Kalkgrund, sintflutartiger Regen lässt im Groß
Wasserfälle entstehen. Unter Deck mit dem Plotter vor Augen navigieren wir blind durch die Förde, jetzt natürlich auf der Kreuz.
Der Windmesser schießt sich auf 28 bis 35 kn ein, die Wenden nur mit der kleinen Fock mitten in der S-Kurve bei Holdnäs lassen unsere Abdrift ins Unendliche wachsen, sieben Wenden zwischen den
Tonnen bei Gegenstrom lassen Panik an Bord aufkommen. Der Wind folgt selbst bei dieser Stärke dem Verlauf der Förde, Gischt komplett über das Schiff, jetzt kommen auch noch die steilen kurzen
Wellen aus der Förde. Endlich geschafft, ein langer Schlag Richtung Ziel, ach nee, noch einer, und noch einer. Im Stockdunkeln, gegen 22:00Uhr, bei immer noch Starkregen suchen wir das Ziel,
plötzlich flammt der Suchscheinwerfer der Ziel-Crew auf, noch eine Wende und ab durchs Ziel ...
Wir haben es geschafft!
Die traditionelle Gulaschsuppe zur Siegerehrung im Flensborg Yacht Club wartet seit 21:00 Uhr auf uns.
Der Wettfahrt Leiter beklagt die vielen Aufgaben, aber lobt den Sportsgeist und die Meisterung der sportlichen Leistungen der ins Ziel gekommenen Yachten. Mit dem 4. Platz erreichen wir mit
Sicherheit einen Achtungserfolg.
Lyö Rundt, einem unvergesslichen Erlebnis.